Das Götterpaar. Merýzel und Sèdirion stellen die Schutzpatrone des fruchtbaren Landes dar. Merýzel, die sanftmütige Muttergöttin, wachte stets über ihre Kinder, die vielen Wölfe und Rudel.Man sagte, sie schenke den Liebenden den Nachwuchs und führe die Verliebten zusammen, erhalte die Gemeinschaft und die Freundschaft unter den Wölfen. Wenn man des nachts einen blauen Stern sieht, so heißt es, sei es das wachsame Auge der Wölfin, die ihre Kinder beobachtet und auf sie Acht gibt. Zum Gleichgewicht im fruchtbaren Land gehört auch Sèdirion, der andere Teil des Götterpaares. Er ist der Vatergott, der sich um das fruchtbare Land kümmert und stets dafür sorgte, dass das Wild nicht vor den großen Rudeln floh und somit genug Nahrung vorhanden war. Den jüngeren Mitgliedern der Rudel wurde zudem erzählt, dass Sèdirion der kriegerische Vatergott sei, der die Wölfe mit Kraft und Mut unterstützt und ihnen den Weg zu einem reinen, tapferen Herzen zeigt. Vor allem die Rüden sahen stets zu der männlichen Gottheit auf, denn viele Geschichten zeugten von seiner Stärke und Geschicklichkeit.
Mit dem ersten Nachwuchs am Ende der Stillen Zeit erhob sich die Macht der Götter, um den jungen Wölfen den Weg zu bereiten. Ihr Weg zur Erde stellte nur den Beginn einer langen Reise dar. Es gab nicht viel, was die Götter für sie tun konnten. Denn die Stille Zeit, die auch eine Zeit ohne Liebe und Freundschaft unter den Wölfen gewesen war, hatte sie geschwächt. Ihre Kraft entstand durch das Vertrauen in sie, und die Rudel hatten sie fast vergessen. So gaben sie sich einer letzten großen Aufgabe hin und ließen das fruchtbare Land wieder erblühen. Das Wild kehrte langsam zurück, die Seen und Flüsse wurden wieder klar und fanden in ihre alten Wiegen zurück. Die Jahreszeiten zogen wieder mit leuchtenden Farben ein und aus, und langsam kehrten die ersten einsamen Wölfe in das nun wieder fruchtbare Land zurück.
Eine weitere Legende um die beiden Gottheiten berichtet von einem geheimnisvollen Ort, der 'Glasgarten' genannt wird. Dorthin soll sich das Götterpaar nach ihrer letzten großen Tat zurückgezogen haben, schwach, aber existent. Dort warten sie auf die Zeit, in der die Wölfe wieder gemeinsam singen und sich vereinen, um ihnen ihre Kraft zurückzugeben. Es heißt, ihre Erben seien bereits auf dem Weg dorthin, aber die Reise wird lang und kräftezehrend sein. Der Glaube der Erben wird auf die Probe gestellt werden. Zudem wird erzählt, dass die Erben sehr bald Unterstützung erhalten sollen, denn sie sind die Kinder der Sterne, aber ohne göttliche Macht, allein befähigt, die Wölfe zusammenzuführen. Weitere Sternenkinder sollen ihnen folgen; ihnen helfen, ihre Aufgabe zu bewältigen und auch den Glauben der Erben an sich selbst und an ihre Schutzpatrone aufrecht zu erhalten.
Es heißt, wer den Glasgarten betritt, findet das Paradies, welches ihnen die Götter zum Dank überlassen würden. Möglich, dass es nur eine Legende ist. Möglich, dass es ein wenig Wahrheit enthält. Die beiden Erben kennen nur dieses eine Ziel, den Glasgarten zu finden und das Vertrauen der Wölfe wieder zu wecken, ihnen das uralte Lied zu entlocken, auf dass das fruchtbare Land seine Schutzpatrone nicht für immer verliert und die zarten Bande der Freundschaft nie wieder zerbrechen.